Schwindende Landschaften. Werkstattgespräch zu Film und Klimakrise

Die Klimakrise ist eine globale Ökokatastrophe, die bereits heute stattfindet. Die Veränderungen unserer Lebenswelt sind einschneidend. Sie stellen Filme vor ungeahnte Herausforderungen, wenn sie die Krise zu dokumentieren und darzustellen versuchen. In einem Werkstattgespräch diskutieren Filmemacher*innen und Medienkünstler*innen, wie sich ihre künstlerischen Arbeiten ein Bild der Klimakrise machen. › Tickets


2023 wird voraussichtlich das heißeste Jahr in der Geschichte der globalen Temperaturmessungen. Die Erderwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit liegt derzeit bei +1,2° – Tendenz steigend. Die Folgen sind schon jetzt gravierend. Im Mittelmeerraum, in Kanada, auf dem US-amerikanischen Festland und auf Hawaii verbrannten in den Sommermonaten 2023 Waldflächen in bisher ungeahnten Größenordnungen. Gleichzeitig wurden der Alpenraum und der Balkan, aber auch Libyen, die Türkei und Griechenland von verheerenden Überschwemmungen getroffen. Ein Jahr zuvor war es bereits in Pakistan und Nigeria nach Unwettern zu den schlimmsten Überflutungen seit Jahrzehnten gekommen. Kein Zweifel: Die Klimakrise findet bereits heute statt.

Filme setzen sich seit längerem mit dem Leben auf einer zu heißen Erde auseinander. Es sind vor allem dystopische Science-Fiction-Filme, die eine Welt nach der Katastrophe entwerfen und von Figuren erzählen, die sich in verwüsteten, lebensfeindlichen Umgebungen zurechtfinden müssen. Diese Geschichten projizieren die Klimakatastrophe jedoch weiterhin in die Zukunft. Schwieriger scheint es, die längst schon stattfindenden Veränderungen unserer Lebenswelt zu thematisieren, die durch die fortschreitende Erderwärmung ausgelöst oder mindestens stark begünstigt werden.

Geeignete Bilder und Erzählungen für die Krise zu finden, ist gar nicht so einfach, insbesondere (aber nicht nur) im Dokumentarfilm. Umweltzerstörungen, die durch steigende Temperaturen ausgelöst werden, vollziehen sich mal rasend schnell, mal schleichend über lange Zeiträume. Auswirkungen der  Klimakrise werden nur in unterschiedlichen zeitlichen Maßstäben nachvollziehbar. Eine zweite Herausforderung liegt in der Frage, was überhaupt gefilmt werden kann – und unter welchen Bedingungen. Lokale Krisenerscheinungen wie Waldbrände, Überschwemmungen oder Erdrutsche lassen sich prinzipiell noch mit einer Kamera einfangen. Aber Klimaveränderungen als globale, umfassende Naturkatastrophe entziehen sich einer einfachen Abbildung.

Die Teilnehmer*innen des Werkstattgesprächs haben künstlerische Verfahren entwickelt, um mit diesen Problemen umzugehen. Sie greifen für ihre Arbeiten gelegentlich noch auf konventionelle Kameraaufnahmen zurück. Aber zum Einsatz kommen auch Satellitenbilder, Animationen, Simulationen, Fotografien oder mündliche Erzählungen. Diese Herangehensweisen lassen filmische Landschaften entstehen, in denen die Klimakrise konkret und greifbar wird – als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.

Datum: 
24.11.2023, 17:00 Uhr
Moderation: 
Felix Hasebrink

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