Im Fokus stehen die Veränderungen des syrischen Dokumentarfilms nach2011: filmische Reaktionen auf die landesweiten Proteste, ihre gewaltsame Unterdrückung und den anhaltenden Krieg, der sich daraus entwickelt hat. Es geht um die Bilder, die explizit gegen die offiziellen, propagandistischen Darstellungen des Regimes und der Konfliktparteien sozusagen „von unten“ gemacht werden.
Das Programm umfasst Filme von professionellen Filmemacher*innen, die ab 2011 nach Europa gegangen sind, sowie Filme von Syrer*innen, die immer noch in den umkämpften Gebieten ausharren und dort, teils ohne professionelle Ausbildung, mit Smartphones oder Digitalkameras eigene Videos und kurze Dokumentarfilme drehen, sie ins Internet stellen und über soziale Medien verschicken.Im Verbund mit erfahrenen Filmemacher*innen, Aktivist*innen, Initiativen und syrischen wie europäischen Produktionsfirmen entstehen also weiterhin dokumentarische Filme in und über Syrien. Doch es müssen alternative Wege gefunden werden, diese Filme zu drehen,zu schneiden und zu veröffentlichen.
In Morning Chants, Night Fears von Diana El Jeiroudi und Guevara Namer wird Musik zum schützenden Raum. Sie ermöglicht der Protagonistin, ihrem Widerstand gegen das syrische Regime Ausdruck zu verleihen. One Day in Aleppo von Ali Ibrahim ist eine bewegende Bestandsaufnahme der Zustände in Aleppo 2017. Letters to S. schildert das Leben in der Schweiz aus der Perspektive einer syrischen Studentin. Das vollständige Filmprogramm wird im September auf www.blicke.org veröffentlicht.
Im Anschluss an das Filmprogramm findet eine Podiumsdiskussion mit folgenden Gästen statt:Filmemacherin und Produzentin Guevara Namer, Publizistin und Produzentin Irit Neidhardt sowie Filmemacher Ali Ibrahim. Das Panel wird von der Autorin und Syrienexpertin Larissa Benderaus Köln moderiert.
FolgendeFragen, die für den syrischen Dokumentarfilm ab 2011 von zentraler Bedeutung sind, sollen dabei im Mittelpunkt stehen: Wie hat sich die Filmproduktion, insbesondere von Dokumentarfilmen, in Syrien durch den Krieg verändert? Mit welchen alternativen Produktions-und Distributionsweisen haben Filmemacher*innen auf die Unterdrückung reagiert? In welchem Verhältnis stehen der subjektive künstlerische Ausdruck und eine möglichst objektive Dokumentation der anhaltenden Kämpfe und Menschenrechtsverletzungen? Welche Rolle spielen dabei neue Medien, Videoplattformen und soziale Netzwerke?