26. blicke filmfestival des ruhrgebiets: Vom 21. - 25. November 2018
2018 – ein Jahr der Trauer, ein Jahr des Aufbruchs
Diesem 26. blicke filmfestival ging ein bewegendes Jahr voraus: Im Januar ist Wolfgang Kriener gestorben. Er gehörte nicht nur zu den Gründern des Festivals, sondern hat es 25 Jahre mit gestaltet und geprägt, eigenwillig und kreativ. Weitermachen ohne Wolfgang war schwer, mehr als 25 Jahre Weggefährte, Ideengeber, Macher, Kritiker, Co-Leiter, Freund – ein großer Verlust. Das „Weiter“ ist somit anders, aber auch leicht, weil diejenigen, die zuvor in Teilbereichen tätig waren, ohne Zögern Wolfgangs Aufgaben übernommen haben, allen voran Alisa Berezovskaya und Felix Hasebrink. Neue haben das blicke-Team erweitert, vor kurzem erst sind Layla Nyrabia und Magdalena Kruska dazu gekommen. Alle zusammen haben sich mit großem Engagement und vielen Ideen in die Arbeit für blicke26 gestürzt und mit Erneuerungen Einiges und Eigenes auf die Tagesordnung gesetzt. Schon jetzt sind Veränderungen und Umgestaltungen sichtbar. Das Erscheinungsbild des Festivals hat ein neues Outfit bekommen und erstmalig werden die Filme auf DCP projiziert, eine Aufgabe, die Maren Heyn und Wiebke Becker mit großer Gelassenheit bewältigen. Auch das Programm wirft die Blicke nach vorne: Das Ende des Steinkohleabbaus im Ruhrgebiet erfährt in der Region so viel Aufmerksamkeit, dass wir uns (un)besorgt dem weiteren Abbau von Kohle widmen können. Das Werkstattgespräch am Samstag dreht sich um den Abbau der Braunkohle im Garzweiler Gebiet und in Kolumbien; die interaktive Medienkunst-Installation setzt sich mit der fortschreitenden Digitalisierung der Welt auseinander. Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass das Ruhrgebiet im Fokus zahlreicher Filmemacher/innen liegt und über die Vielfalt der eingereichten Arbeiten.
Danke an Alle.
Vorwort der Festivalleiterin Gabi Hinderberger
Download Programm 2018Preisträger
Jurybegründung
1. Hauptpreis für DANN MUSS ES JA EIN WAS WEISS ICH WAS GUTES GEBEN von Florian Andreas Dedek
Die Geschichte eines nicht begangenen Verbrechens und dessen Folgen für eine Familie. Und die Geschichte einer fast vergessenen Epoche dieses Landes. Ein junger Filmemacher dreht einen Film über das Schicksal seiner Eltern, das auch sein Schicksal ist, und schafft einen eindringlichen, berührenden, referenzreichen Essay über politische Kämpfe, die beendet schienen, deren Nachhall jedoch bis heute spürbar ist.2. Hauptpreis für FAXEN von Lisa Domin
Wir sehen ein verlassenes Sportfeld. Eine junge Frau artikuliert mit großen Gesten in einer für den Betrachter nicht nachvollziehbaren Zeichensprache. Der Empfänger ist zunächst nicht aufzufinden, die Codes scheinen ins Leere zu laufen. Erst einige Minuten später stellt sich heraus, dass „Vanessa“ mit Insassen der JVA Gelsenkirchen kommuniziert, die ihr mit der Taschenlampe durch die vergitterten Zellenfenster antworten. Die rohe Einfachheit, das Unerwartete und die selbstreflexive konzeptuelle Klarheit dieses Experimentalfilms haben uns als Jury überzeugt.Querdenker-Preis für FLÜSSE TÄLER BERGE von Marco Kugel
Auf nüchterne und formal strenge Art und Weise thematisiert dieser Film die Schließung des letzten deutschen Schienenwerks in Duisburg-Bruckhausen. Er verbindet industrielle Ortsansichten mit hochemotionalen Originalreden und erzeugt dadurch ein Spannungsfeld von durchdringender Intensität. Seine gekonnten Tableaus lassen Raum für persönliche Anteilnahme, ohne je in Romantisierung zu verfallen. Ein Film, der immer wieder gezeigt werden sollte, auch wenn die Schauplätze dieses Arbeitskampfes schon längst aus der medialen Aufmerksamkeit verschwunden sind.action: gender-Preis für TIEFENSCHÄRFE von Mareike Bernien und Alex Gerbaulet
Deutsche Tatorte aus der Gegenperspektive, verbunden von einer Off-Stimme, die zum Medium eines unterdrückten Narrativs wird; einer Erzählung, die wider die Verdrängung um Deutungsmacht, um Sichtbarkeit ringt. Immer wieder kippt die statische Kamera in die Schieflage, beinahe in den Kopfstand – ein Taumel, der signalisiert, wie viel in der Aufklärung der NSU-Verbrechen verkehrt gelaufen ist.aus-blicke-Preis für REBAR von Julius Dommer
Mit dem aus-blicke-Preis möchten wir einen Film auszeichnen, der sich rückhaltlos auf die Perspektive seines Protagonisten einlässt. Der ihn in jedem Moment ernst nimmt, ihm auf Augenhöhe begegnet und sich darum bemüht, mit seinem oft rasanten Tempo schrittzuhalten. Kein Problemfilm über Autismus, sondern ein geduldiges Porträt eines Jugendlichen, der uns seine und unsere Welt erklärt.Publikumspreis für MADE IN LANGENDREER von Eric Jobs
Jury
Er ist in Oberhausen geboren und in Mülheim an der Ruhr aufgewachsen, hat Medienwissenschaft mit filmtheoretischem Schwerpunkt in Bochum sowie Literatur und Medienpraxis in Essen studiert, zudem für den Hörfunk produziert. 2014 war er erstmals für blicke in der Auswahlkommission im Einsatz. Seine Vorliebe gilt dem essayistischen Film. Derzeit verdingt er sich in erster Linie als Lektor, nebenher aber auch als Filmvorführer in Mülheims einzigem Programmkino.
ist Filmkurator. Er ist einer der Co-Kuratoren des Forum Expanded Programms der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Er hat Filmprogramme und Ausstellungen für u.a. das Bucharest International Experimental Film Festival, die Kochi Muziris Biennale 2016, das National Museum of Modern and Contemporary (Seoul), für das Arsenal – Institut für Film und Videokunst, die KW – Institute for Contemporary Art und für die 6. Berlin Biennale kuratiert. Von 2014 bis 2017 war er Mitglied der Sichtungskommission Kurzfilm des Kasseler Dokfests. 2014 wurde sein Buch „Aufzeichnungen eines Storm Squatters“ veröffentlicht, die erste deutschsprachige Monografie über den amerikanischen UndergroundFilmemacher George Kuchar und seine einflussreiche „Weather Diary“- Videoserie.
ist freischaffende Künstlerin, Filmemacherin und Kuratorin aus Köln. Seit 2013 arbeitet sie im Künstlerduo Gossing&Sieckmann mit Lina Sieckmann. Gemeinsam haben sie zahlreiche experimentelle Essayfilme auf 16 mm-Film verwirklicht, in denen sie urbane und private Architekturen, hyperreale Environments und kollektive Sehnsüchte untersuchen. Sie kuratiert Experimentalfilmprogramme und hat 2013 zusammen mit Lina Sieckmann den Raum und das FilmemacherInnenkollektiv „Schalten und Walten“ in Köln gegründet. 2016 war sie Teil des Kuratoriums des KFFK Kurzfilmfestival Köln und wurde mit dem Deutschen Kurzfilmpreis in Gold in der Kategorie Experimentalfilm für „Ocean Hill Drive“ ausgezeichnet, sowie 2017 mit dem Förderpreis für KünstlerInnen des Landes NRW in der Kategorie Film und dem Wim Wenders Stipendium. Ihre Arbeiten und Programme werden international in Ausstellungen und Filmfestivals gezeigt.
Impressionen