25. blicke filmfestival des ruhrgebiets: Vom 15. - 19. November 2017

Das blicke-Team sagt Danke: Im Jahr 1993 ins Leben gerufen, hat das blicke filmfestival des
ruhrgebiets als Plattform, Treffpunkt und Sprungbrett fungiert. Es wurde geschaut, diskutiert, kommuniziert. Eine Region wurde geprägt, filmische Impulse aufgenommen, weitergeleitet. Ein Dank an die Filmemacher*innen für das entgegengebrachte Vertrauen, das mit jedem Werk mit eingereicht wurde. Nur mit
Hilfe von treuen Förderern, allen voran die Stadt Bochum und das Land Nordrhein-Westfalen, konnte sich blicke entfalten, verändern und sich dennoch treu bleiben. Durch die gesamte Zeit, insbesondere die finanziell schwierige, wurde blicke unterstützt, vorangetrieben, mitgestaltet und ordentlich gefeiert. Von Freund*innen, Familie, Kolleg*innen, Kooperationspartnern, Sponsoren und natürlich unserem werten Publikum!
WIR SIND GERÜHRT UND SAGEN DANKE! Danke für Ihre und Eure Unterstützung, Zeit, Geduld, Expertise,
den Humor, das Lachen und so vieles mehr. Danke an Alle, die dabei waren und sind, ohne die es nicht wäre
wie es heute ist. Auf die nächsten 25!

Download Programm 2017

Preisträger

Green Island

Yu-Shen Su

2017 | 35:44 min

Der Mann mit dem Fahrrad

Levan Tsintsadze

2017 | 15:00 min

Kursmeldungen

Rainer Komers

2017 | 30:00 min

Nick

Nick Kempf, Julian Pawelzik

2017 | 16:00 min

Im Dschungel der Flüchtlinge

Sophia Gamboa, Andreas von Hören, Maman Salissou Oumarou

2017 | 25:00 min


Jurybegründung

Hauptpreis für GREEN ISLAND von Yu-Shen Su

Bei diesem Film waren wir uns alle sofort einig. Beeindruckt von Bildgestaltung, Motivwahl und Sounddesign ist es als stünden wir in den Straßen dieser Geisterstadt, wo einst viele kleine Dörfer waren. Der Betonwahn in China ist abstoßend und faszinierend zugleich. Es sind kaum Menschen zu sehen in den Filmset-artigen Kulissen und es scheint unvorstellbar, dass diese leeren Häuser jemals bewohnt sein werden. In übersteigerter Form scheint die Geschichte des Ruhrgebiets in diesem Film durchzuschimmern: Denn auch hier sind mit der Industrialisierung innerhalb kürzester Zeit kleine Dörfer zu großen Städten gemacht worden. GREEN ISLAND überzeugt insgesamt durch die Kraft der Bilder und das Zusammenspiel mit der Musik.

Hauptpreis für EINWURF ZWANZIG PFENNIG von Johannes Klais und Florian Pawliczek

Schon das erste Bild überzeugt durch seine ungewöhnliche Perspektive. Wie lange schon saßen wir nicht mehr hier? Abgeblätterte Farbe, ramponierte Sitze, schäbige Musik. Verlassen stehen sie wie abgestellt in Durchgängen und anderen Unorten. Niemand nimmt Notiz von ihnen. Denn die eigentlichen Kunden sind heutzutage schon mit ein paar Monaten in der Kita. Eine ganz eigenwillige Deutung der wirtschaftlichen Lage des Automatenaufstellers. Die Bilder lassen Raum für eigene Erinnerungen und Ahnungen von der düsteren Zukunft dieser verspielten Zeit.

Hauptpreis für DER MANN MIT DEM FAHRRAD von Levan Tsintsadze

Unser Mann im nächsten Film scheint einer alten Zeit entrückt. In schwarz-weißen Bildern, in der deutschen Bahn sitzend, denkt er nach und wir bekommen einen Einblick in die Gedankenwelt dieses denkenden Menschen. Gerade weil Kadrierung und Offstimme parallel oft andere Geschichten erzählen, formieren sich Bild und Ton zu einem philosophischen Film. Neben Maske und Kostüm ist auch die Inszenierung minimalistisch und das Kleine, das Normale, erscheint Groß.  

Hauptpreis für KURSMELDUNGEN von Rainer Komers

Ein überzeugendes visuelles Konzept und Sounddesign, mit assoziativen Übergängen vom Adrenalin einer Achterbahnfahrt zu Mövengekreische. Dieser Film nimmt uns mit in nordische Episoden und lässt unsere Gedanken wandern. In stimmungsvollen Bildern gewährt er Einblicke in das Leben, in die Gezeiten am Meer, in die Arbeit auf einem Biohof, die Wartung eines Windrades und in industrielle Abläufe.

action:gender-Preis für NICK von Julian Pawelzik und Nick Kempf

Ein Filmemacher hat uns in diesem Jahr dennoch durch seinen Mut beeindruckt. Obwohl er über viele Jahre seines Lebens hinweg die Stereotypen der Geschlechter als gegeben hingenommen hat, spürte er einen Widerstand in sich. Der Film reflektiert den inneren Kampf von Nick gegen seine Angst, anders zu sein und so normal zu werden. Die schonungslose Offenheit, mit der Nick über sich und seine Wandlung von Frau zu Mann erzählt ist berührend. Auch der Film ist Teil seines Reifeprozesses.

Querdenker-Preis für EINE KNEIPE AUF MALLE von Marian Mayland

Wir haben uns für einen Film entschieden, der keine einfachen Antworten auf komplizierte Fragen gibt. Er stellt Fragen und Aussagen fragmentarisch gegeneinander und suggeriert zunächst eine Objektivität durch scheinbar neutrale Fakten und einen monotonen Sprecher. Dazu das Geräusch eines laufenden Projektors, das fast schon hypnotisch wirkt. Drei durchlaufende Super8 Filmrollen, deren Haltbarkeit schon vor dreißig Jahren abgelaufen ist. Der Film zeigt eine NPD Demo in Essen 2016 mit drei Mal so viel Polizisten wie Teilnehmern: Das wirkt wie eine Analogie, weil auch die Ideologie der NPD wie abgelaufen erscheint. Die letzte der drei Filmrollen zeigt nur noch Muster – Wasserflecken, Fusseln, Laufschrammen. Den Betrachter zwingt das einerseits zur vollen Konzentration auf den Text und lässt andererseits Raum für eigene, aber doch geschickt geleitete Assoziationen. Diese quergedachte Vermittlung von Information ist ungewöhnlich und hat uns überzeugt.

Publikumspreis für IM DSCHUNGEL DER FLÜCHTLINGE von Sophia Gamboa, Andreas von Hören und Maman Salissou Oumarou


Jury

Christian Schön

wohnt im Hafenviertel in Dortmunds Nordstadt, ist freier Journalist, Autor und Reporter, liebt das Ruhrgebiet, seine Menschen und ihre Geschichten. Diese Geschichten in bewegte Bilder verschiedener Form umzusetzen ist seine Leidenschaft und sein Beruf. Christian Schön hat Journalistik studiert und arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Autor und Reporter für Radio und Fernsehen, hauptsächlich für den WDR. Dabei hat er sowohl Erfahrungen mit kurzen als auch mit längeren Formaten. Seine Themenfelder: Leben & Soziales, Medien & Kultur, Medizin & Wissenschaft.

Luise Brinkmann

wurde 1985 in NRW geboren und dreht schon seit ihrer Schulzeit Kurzfilme. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Mediengestalterin in Bild und Ton sammelte sie einige Jahre Erfahrungen in verschiedenen Bereichen der Kino- und Fernsehfilmproduktion in Berlin. Neben Schauspiel- und Improvisationstheaterkursen in ihrer Freizeit, realisierte Brinkmann weitere eigene Filmprojekte, die auf vielen nationalen und internationalen Festivals mit Preisen ausgezeichnet wurden. Ihr Regie-Studium an der IFS internationale filmschule köln schloss sie 2016 mit ihrem ersten Spielfilm BEAT BEAT HEART ab.

Hatice Ayten

geboren in der Türkei, aufgewachsen in Duisburg. Fast gebürtige Ruhrgebietlerin. Studium Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Film und Fotografie an der Universität-Gesamthochschule Essen (heute Folkwang Universität der Künste). Als freischaffende Filmemacherin hat sie mehrere Dokumentarfilme für ARTE/ZDF realisiert. Ihre Filme wurden auch auf Film- und Kunstfestivals gezeigt. Als Videokünstlerin nahm sie an verschiedenen Ausstellungen teil.


Impressionen