17. blicke filmfestival des ruhrgebiets: Vom 26. - 29. November 2009

“Da Zwischen sind wir” – der Titel des Kurzfilms von Frank Wierke, in dem er aus dem Material der Verkehrs-Nachrichten des WDR eine Kartographie des Ruhrgebiets montiert und die an sich banalen Meldungen zu einem Stück klangvoller Alltagspoesie verdichtet, kommt mir wieder in den Sinn, wenn ich an dieses Festival denke, das bisher den Namen blicke aus dem ruhrgebiet trug. Dieses „Da Zwischen sind wir“ betrifft auch das Festival selbst, das sich jetzt seit 17 Jahren erfolgreich zwischen den wesentlich größeren und etablierten Filmfestivals im Ruhrgebiet wie Oberhausen und Duisburg behauptet und mit einigen einzigartigen Qualitäten aufwartet: Im Programm der blicke finden sich gleichberechtigt professionelle Produktionen auf 35mm wie ambitionierte Amateurfilme auf S8 und Videos jeder Provenienz; thematisch oder personell spielt der Bezug zum Revier eine Rolle. Eine Längenbegrenzung gibt es nicht. Dieses offene Konzept generiert eine Vielfalt der Themen, Stile und Formen und macht den besonderen Charme dieses Festivals aus.

„Querdenkend und eigenwillig“ ist das Attribut, das sich das Festival dieses Jahr gegeben hat (einen Querdenkerpreis verleiht es bereits seit Jahren), und beschreibt damit die gewollte Distanz zum Mainstream der Medienproduktion unserer Tage. Gefragt ist damit ein anderer, individueller Blick, das Experiment, das Wagnis (auch mit dem Risiko des Scheiterns), das Sperrige, das Unbequeme, auch das Unterhaltende. Diesem Anspruch gerecht zu werden ist natürlich nicht immer einfach, und manchmal habe ich mich schon gefragt, warum denn dieser oder jener Film ausgewählt wurde und ein dritter oder vierter Film, den ich favorisiert hätte, vielleicht nicht – aber letztlich gibt es immer plausible Gründe für fast jede Entscheidung, und subjektive sowieso.

Die blicke sind ein Festival in Bewegung, und die Initiatoren von Klack Zwo B erweiterten schon vor einigen Jahren die Auswahlkommission mit Filmemachern von außen und Filmwissenschaftlern. Rahmenprogramme zu film- und medienpolitischen Themen und autobiografische Werkschauen tragen dazu bei, Bekanntes neu zu sehen oder einzuordnen. Neu ist in diesem Jahr auch die Auslobung des Medienkunst-Filmpreises Ruhr.

Ich habe die blicke eine Reihe von Jahren aus der Perspektive des Lehrenden im Studiengang Film/Fernsehen an der FH Dortmund beobachtet und besucht, habe unsere Studierenden ermuntert, ihre Semester- und Diplomarbeiten hier einzureichen und habe mich mit ihnen gefreut, wenn sie gezeigt und in ihrem meist dokumentarischen, oft auch experimentellen Zugriff akzeptiert wurden oder Preise gewannen. Für viele Studierende war das ein erster Schritt aus der Hochschule heraus in die Öffentlichkeit und eine wichtige Bestätigung.

Was mich im vergangenen Jahr besonders beeindruckt hat: der erschütternde Dokumentarfilm von Beate Middeke „Zuletzt befreit mich doch der Tod“ und die anschließende, mit dem Publikum auf Augenhöhe geführte Diskussion; dann (im Rahmenprogramm) der Vortrag von Michael Girke „Das Unbekannte an allem Bekannten“, ein fundierter Essay über die Poesie und künstlerische Konsequenz in den Filmen des Dokumentaristen Rainer Komers. Hier wurden Maßstäbe gesetzt. – Vorwort von Klaus Helle

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