Lower Ambitions

Der faule Arbeitslose ist das Feindbild der frühen 2000er Jahre. Politiker*innen überbieten sich mit Forderungen, Leistungen und Zuschüsse zu kürzen. Nachmittagstalkshows im Privatfernsehen befeuern die Stimmung. Ein Film über den gedanklichen Nährboden der Agenda 2010.

IREM SCHWARZ ist freiberufliche Filmeditorin und Videokünstlerin aus Berlin. In ihren Arbeiten setzt sie sich mit medienwissenschaftlichen und sozialpsychologischen Fragestellungen auseinander. Sie ist Mitglied im Bundesverband Filmschnitt Editor (BFS).


Der aus-blicke-Preis des 30. blicke filmfestivals, dotiert mit 1.000€, geht an LOWER AMBITIONS von Irem Schwarz.

Begründung der Jury:

„Sozial ist, was Arbeit schafft“ – ausgehend von diesem Diktum zeichnet Irem Schwarz in Lower Ambitions die jüngere Geschichte der menschenverachtende Rede vom „asozialen“ und „arbeitsscheuen“ Arbeitslosen nach. Zwei Tatorte stehen im Zentrum ihres Interesses: Die Daily-Talk-Shows des Privatfernsehens, und die zeitgleich stattfindenden Bundestagsdebatten. Darunter mischen sich historische Aufnahmen deutscher Bürgerinnen der späten Nachkriegszeit, die Arbeitslager und Vernichtung für die als „arbeitsscheu“ Gebrandmarkten einfordern. Lower Ambitions spürt historischen Kontinuitäten nach, die – gleichsam untot – von 1932 bis 2021 reichen.

Zwischen Meme und Fernsehen verortet, gleicht Lower Ambitions einer Kakophonie offener Browser-Tabs. Nur – aus welchem Tab kommt der Ton? Wer klatscht hier eigentlich, und warum? Letzte Worte fallen weg, Überblendungen stiften Verwirrung. Durch Schnitt und Montage macht Irem Schwarz aus altem Material eine neue Erzählung. Und legt so offen, was ohnehin die ganze Zeit schon da war.

Kategorie: aus-blicke
Länge: 07:26 min
Produktionsjahr: 2021
Ein Film von: Irem Schwarz