Am Samstagabend wurden im endstation.kino folgende Preise vergeben:
Zwei Hauptpreise in der Kategorie ein-blicke für Filme mit biografischem oder thematischem Bezug zum Ruhrgebiet
1. Hauptpreis, gestiftet von den Stadtwerken Bochum, dotiert mit 2.000€, geht an NACHTS KOMMEN DIE BILDER von ULRIKE KORBACH, 2018, 44:49 Min.
Begründung: Das dokumentarische Langzeitprojekt lässt uns Teil einer Familie werden, deren Schicksalsschläge von außen betrachtet unerträglich scheinen.Durch die empathische, sensible und zu keiner Zeit voyeuristische Arbeit der Regisseurin dürfen wir Teil haben an unerwarteter Solidarität, unerschütterlichem Vertrauen und bedingungsloser Liebe.Ein berührendes Portrait über das, was Familie selbst unter widrigen Bedingungen auch beinhaltet: Zusammenhalt.
2. Hauptpreis, gestiftet von der Langendreerer Dorfpostille, dotiert mit 1.500€, geht an LUCA (M/W/D) von HANNAH SCHWAIGER & RICARDA FUHRMANN, 2019, 6:55 Min.
Begründung: Das getanzte Portrait findet in einem Wechselspiel aus den Medien Fotografie, Sound und Bewegtbild die passenden Bilder für das, was dem Künster / der Künstlerin wichtig ist: Vielfalt und Freiheit.Was für ihn / sie früher schwierig war, fügt sich zu einem Ganzen, dessen Grenzen aber bewusst verschwimmen: zwischen Künstlerportrait und Tanzfilm, zwischen Natur und Kultur und zwischen Mann und Frau.
Der aus-blicke-Preis für Filme ohne Bezug zum Ruhrgebiet mit einer max. Länge von 45 Min., dotiert mit 500 €, geht an DIE LETZTEN KINDER IM PARADIES von ANNA ROLLER, 2019, 29 Min.
Begründung: Die zeitlose Coming-of-Age-Geschichte verschmilztuniverselle Themen von erwachender Sexualität und Erotik, Liebe, Erwachsenwerden und Tod. Die enge Beziehung zwischen Großmutter und Enkeln spiegelt sich in der Wärme des Looks und im Titel. Die bewusste Beschränkung des Bildes durch das 4:3-Format und das nicht-urbane Setting kreieren eine erhoffte Welt, aus der die Protagonistin am Ende gestärkt hinaustritt.
Der gender&queer-Preis, gestiftet von der Gleichstellungsstelle der Stadt Bochum, dotiert mit 500 €, geht an RIOT NOT DIET von JULIA FUHR MANN, 2018, 17 Min.
Begründung: Gender und Queerness werden in diesem Film eher implizit thematisiert. Explizit ausgestellt wird aber die pralle, dralle Lebensfreude der Protagonistinnen, die sich nicht um Körpernormen scheren. Die Regisseurin findet hierfür mal poetische, mal anarchische Bilder, die laut, bunt und lustbetont sind. Ein Film, der zeigt, dass feministischer, antikapitalistischer Aktivismus und der Kampf gegen Body-Shaming Spaß machen kann und soll. Ästhetische Provokation und einfach Punk!
Der Querdenkerpreis, gestiftet von Trailer Ruhr, dotiert mit 600 €, geht an 023_GRETA_S von ANNIKA BIRGEL, 2019, 12 Min.
Begründung: Die klassische Casting-Situation entpuppt sich schnell als Verhör, in dem es nicht um die schauspielerischen Qualitäten geht. Die filmische Versuchsanordnung macht die psychische Gewalt im Gesicht der Protagonistin anschaulich. Für sie, wie für die Zuschauerinnen und Zuschauer ist die Situation gleichermaßen unerträglich und unausweichlich. Das Besondere an diesem Beitrag zur MeToo-Debatte ist, dass derjenige, der Macht ausübt und missbraucht, weitegehend unsichtbar bleibt, während die davon betroffene Frau im Fokus steht.
Eine lobende Erwähnung geht an RIAFN von HANNES LANG, 2019, 29:30 Min.
Begründung: Der Filmemacher eröffnet uns einen Zugang zu den Klangwelten der Berge. Über die präverbale Kommunikation von Alp zu Alp entwickelt sich für das Publikum das musikalische Ereignis einer Alpensinfonie, das alle Elemente des natürlichen Panoramas feiert. Bildsprache und Montage schaffen eine intime Nähe zu dem Unfassbaren.
23. November 2019, die Jury: Maren Kuhlmann, Maxi Braun, Robert Bosshard
Der Publikumspreis, gestiftet vom Bahnhof Langendreer, dotiert mit 350 €, geht an NICHT IM TRAUM von ASTRID MENZEL, 2018, 20:39 Min.