Zum Inhalt
Logo blicke - filmfestival des ruhrgebiets

29. blicke: PM zum Programm

veröffentlicht am

Vom 17. bis 21. November 2021 findet die 29. Ausgabe von blicke filmfestival des ruhrgebiets erstmals unter neuer Festivalleitung statt und bietet gewohnt vielschichtige Einblicke in das filmische Schaffen im Ruhrgebiet und über die Region hinaus. Die Vorfreude auf eine Ausgabe mit Gästen im Kino ist groß.

Zum Wettbewerbsprogramm „Auf verschiedenen Planeten“

Aus über 260 Einreichungen wurden 29 Filme ausgewählt, die eine Vielzahl von Geschichten, Genres und Formaten umfassen. Sorgfältige Milieustudien, biografische Erkundungen und pointierte gesellschaftliche Analysen gestalten das Programm und sausen dabei durch die Zeit. Unerwartete wie einschneidende Begegnungen lösen Gefühlslawinen aus – zwischen Loslassen und der Angst vor Kontrollverlust. Wie lässt sich den Zuschreibungen und  Erwartungen der anderen begegnen? Und wohin mit der eigenen Wut? Die Filme stellen Fragen und regen zum Weiterdenken an, mit Witz und filmischem Scharfsinn.

Die blicke Jury 2021:

Geremia Carrara ist Filmwissenschaftler, Dokumentarfilmer und Videokünstler, geboren in Neapel.
Lina Sieckmann ist Filmemacherin, Künstlerin und Kuratorin und lebt in Köln.
Philipp Peißen, aufgewachsen in Dorsten, ist Filmemacher, Kameramann, Cutter, Ausbilder für angehende Mediengestalter und freier Referent.

ein-blicke

Die Sektion ein-blicke zeigt Filme mit einem thematischen oder biografischen Bezug zum Ruhrgebiet. Die Faszination der Deutschen für Amerika äußert sich in einem wilden Mix aus Aneignung, Obsession und Gestaltungswillen. Während die Protagonist*innen in Ain’t Living in America von Manuel Liebscher ihre „Cowboy und Indianer“-Leidenschaft genussvoll ausleben und sich ihr eigenes Amerika erschaffen, stellt Appropriation takes you on a weird ride von Nina Fischer und Maroan el Sani direkte Fragen an das Publikum, die koloniale Praktiken, kulturelle Aneignung und den europäischen Blick auf die indigene Bevölkerung Amerikas umkreisen: Haben Sie jemals zu sich gesagt: Ein Indianer kennt keinen Schmerz? Marian Mayland kehrt in Michael Ironside & I in die fiktiven Wohnräume einer Kindheit in den 90ern zurück und hinterfragt Muster von Männlichkeit in Science-Fiction-Filmen und -Serien der 80er und 90er Jahre. Was ist aus den jungen Techniknerds zwischen Euphorie und Verzweiflung geworden? Die Science-Fiction Träume der Gegenwart symbolisiert ein Androidenmädchen, das ihr menschliches Gegenüber imitiert und dabei den Spiegel vorhält. Jerry Hoffmann inszeniert mit I Am ein intensives Kammerspiel in einer nahen oder fernen Zukunft. Von einer ganz anderen Beziehung zwischen Liebe und Dienstleistung erzählt Hendrik Ströhle in Berühr‘ mich. Er greift ein vernachlässigtes Sujet auf und zeigt die respektvolle wie offenherzige Beziehung zwischen Christine und Sexarbeiter Thomas.

aus-blicke

In der Sektion aus-blicke, die Arbeiten von Filmemacher*innen außerhalb der Region und ohne Bezug zum Ruhrgebiet präsentiert, geht es wider die männliche Deutungshoheit und Geschlechterstereotypen. AIVA, eine aufstrebende und von Algorithmen belebte Künstlerin, soll mehr Diversität in die Kunstwelt bringen. Sie studiert den männlichen Akt sehr intensiv und erforscht dabei verschiedene Ausprägungen von Männlichkeit. Mit Witz und Präzision reflektiert Veneta Androva in ihrer animierten Zukunftsversion den Kunstbetrieb. Lana Kaiser, geboren als Daniel Küblböck, polarisierte das Publikum bei „Deutschland sucht den Superstar“ mit ihrer androgynen Erscheinung, bevor sie 2018 auf einem Kreuzfahrtschiff nach Nordamerika spurlos verschwand. Ein Portrait von Philipp Gufler über eine Persönlichkeit, die beständig den Erwartungen ihres Publikums ausgesetzt war. In der Animation Doom Cruise von Hannah Stragholz und Simon Steinhorst steuert ein Kreuzfahrtschiff durch eine sich auflösende Welt dem eigenen Untergang entgegen. Die Passagiere müssen eigene Wege finden, dem drohenden Verlust zu begegnen und loszulassen. Zurück an Land: Ein Heimatfilm der besonderen Art ist Florian im Land der Weißen Berge von Ruben Sommerfeld und Serafin Schweinitz. Protagonist Florian wacht an einem Ort auf, an dem er noch nie gewesen ist. Ein weißer Salzberg überragt die Landschaft und Florian versucht das Rätsel dieser gigantischen Abraumhalde zu entschlüsseln.

Zum Rahmenprogramm

Neben dem Wettbewerbsprogramm zeigt blicke in der Reihe Spot On Filmprogramme mit einem Themen- oder Länderschwerpunkt, die im Anschluss an die Vorführung in einer moderierten Diskussion vertieft werden sollen.

Donnerstag, den 18. November um 18 Uhr
Spot On: Sheffield Doc/Fest
1950 wurde Sheffield die erste Partnerstadt von Bochum. Dort findet seit 1994 das renommierte Internationale Dokumentarfilmfestival Sheffield Doc/Fest statt. In diesem Jahr ist das britische Filmfestival bei blicke zu Gast. Die Kuratorin des Festivalprogramms Mita Suri nimmt an einer Diskussion rund um ein gemeinsam kuratiertes Filmprogramm teil.

Samstag, den 20. November um 13 Uhr
Spot On: RomArchive & AKE DIKHEA?
Ein Filmprogramm aus Beiträgen des RomArchive und des AKE DIKHEA?-Festivals (Berlin). Der Fokus liegt auf Selbstrepräsentation und dokumentarischen Bildern gegen die üblichen Klischees und Stereotypisierungen. Im Anschluss gibt es ein Panel mit Kurator*innen und Festivalmacher*innen zur Frage, welche Filme archiviert, auf Festivals programmiert und mit welchen Strategien sie in die Öffentlichkeit gebracht werden. Filme werden als Plattformen für kritische, politische Auseinandersetzung und Emanzipation betrachtet.

Mittwoch, den 17. November um 21 Uhr
Außer Konkurrenz: Operation Moonbird – Ein Film über Seenotrettung aus der Luft
“Ein Mensch schwimmt im offenen Meer um sein Leben. Ein europäisches Handelsschiff macht die Motoren an und fährt von ihm weg. Ein Pilot des zivilen Luftaufklärungsflugzeugs ermahnt den Kapitän und redet ihm ins Gewissen. Ausgang unbekannt.” So beschreibt Filmemacher Dustin Lose seinen Dokumentarfilm. Täglich sterben Menschen bei dem Versuch, einen europäischen Hafen zu erreichen. Lose wirft einen schonungslosen Blick auf die aktuelle Flüchtlingspolitik und die Festung Europa, die den Tod von Menschen in Kauf nimmt. Im Anschluss an die Vorführung findet eine Diskussion mit dem Filmteam und politischen Aktivist*innen statt.

Freitag, den 19. November um 10 Uhr
Exkursion: Archiv für Familien- und Amateurfilm des Ruhrgebiets (Busabfahrt am endstation.kino)

Besuch des Archivs für Familien- und Amateurfilm des Ruhrgebiets im Ruhrmuseum Essen von 11 bis 14 Uhr. Dort gibt es eine Führung durch das Archiv, eine Filmauswahl und eine Diskussion zum Thema Amateurfilm.