Installation & Gespräch: Deathrock Forever

Vom Ruhrgebiet nach Kalifornien, durchs Feuer und zurück in die Demenz – die Installation DEATHROCK FOREVER von Medienkünstler Nikolai Szymanski ist teils persönliche Rückschau, Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, mit Amateurfotografie und ihren chronistischen Tendenzen; teils Annäherung an das Gespenst des Vaters, dessen Biografie und die daraus resultierenden Querverweise zur westdeutschen Geschichte und Popkultur. Die Installation ist während der gesamten Festivaltage in RAUM6 begehbar, am Donnerstag findet ein Künstlergespräch statt. Eintritt frei.


Die Serie DEATHROCK begann als Abschlussprojekt für die Kunsthochschule für Medien Köln und verbindet Familiengeschichte mit zeitgeschichtlichen und kulturellen Referenzen. Das gleichnamige Künstlerbuch verwebt dabei hunderte private Fotografien und essayistische Texte zu einem objektgewordenen Experimentalfilm und fungiert zugleich als Roadmap und Grundriss für eine Reihe von Arbeiten, die sich am gesamten Spektrum von Text, Bild und Klang bedienen. So wie das Buch zum Film wurde in der Episode DEATHROCK: OUTRO ein Gitarrenverstärker zum Ready-made-Objekt, das Instrument zum Videobild und die Verkabelung zur Kartografie.

Durch die Verquickung eines sich im Ruhrgebiet abspielenden, fotografisch dokumentierten Alltags der Großeltern mit der Aufarbeitung der Geschichte des in die USA ausgewanderten Vaters, ergibt sich eine autofiktionale Erzählung, die gleichermaßen Verweise auf bestimmte Subkulturen sowie Überlegungen zur deutschen Nachkriegsgeschichte zulässt. So wird ein Bogen gespannt von der Flucht in die Kleinbürgerlichkeit zur Flucht in alternative Lebensentwürfe und jugendliche Rebellion.

Ein zentrales Motiv bilden ferner das Feuer und der Rotstich als Sinnbilder für das Vergessen und den Lauf der Zeit, welcher als erbarmungsloser, unaufhaltsamer Brand dargestellt wird. Dafür bedient sich der Künstler sowohl am eigenen medialen Archiv, als auch an gefundenem Videomaterial. Die persönliche Verknüpfung zu den Vereinigten Staaten bildet eine Brücke zu Bildern kalifornischer Waldbrände, die jährlich etliche Hektar Waldfläche verschlingen. Dem gegenübergestellt sind eigene Aufnahmen, Reisedokumentationen, kontemplative Sequenzen.

Für Szymanski liegt allen seinen Arbeiten ein filmisches und musikalisches Denken zugrunde, der Diversität seiner Medien steht die Idee der Montage und des Arrangements gegenüber. So bezieht er sich in einem Video der Serie formal direkt auf Morgan Fisher, in seinen Texten auf Chris Marker und nutzt die akustische Ebene um dem Gesamten einen räumlichen und zeitlichen Rahmen in Form einer komplex ineinandergreifenden Klangkomposition zu geben.

Für blicke überführt er die Serie nun wiederum in eine ortsspezifische Installation in einem Raum, der ihn an den Dachboden erinnert, auf dem die Großmutter ihre Wäsche getrocknet hat. DEATHROCK FOREVER bildet so den vorerst letzten Teil der Serie und spielt im Titel auf Blockbuster-Fortsetzungen und Erinnerungskultur an.


NIKOLAI SZYMANSKI (geb. 1986 in Duisburg) hat sein Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln unter Prof. Dr. Lilian Haberer, Prof. Matthias Müller und Tobias Yves Zintel mit Auszeichnung abgeschlossen und ist als freier Künstler, Musiker und Komponist aktiv.

Datum: 
21.11.2024, 20:00 Uhr
Moderation: